In Japans Fall haben große Worte und diverse Ankündigungen aus der Politik bislang ausgereicht, um den Yen gegenüber anderen Papierwährungen und Gold deutlich abzuwerten. Doch abgesehen von großen Worten lassen sich bislang noch keine Aufsehen erregenden Meldungen im Währungskrieg aus Japan vermelden. Anders stellt sich die Lage in Südamerika dar, wo Regierungen ihren Worten auch sogleich Taten folgen lassen. Während Argentinien vor Kurzem mit einer Verabschiedung von Preisobergrenzen für Aufruhr sorgte, wertete Venezuelas Präsident Hugo Chavez den Bolivar per Dekret erneut gegenüber dem US-Dollar ab. So einfach und schnell geht das – wenn man es wirklich ernst meint.

 

 

Venezuelas Staatspräsident Hugo Chavez ordnete in der letzten Woche von seinem Krankenhausbett an, den Bolivar um 32% gegenüber dem US-Dollar abzuwerten. Es mag dem umstrittenen Chavez gesundheitlich zwar noch so schlecht gehen, doch um derlei Angelegenheiten scheint sich Venezuelas „Maximo Leader“ immer noch höchst selbst zu kümmern. Laut Chavez´ Verordnung wird der neue Wechselkurs des Bolivar ab dem 13. Februar von ehedem 4,3 auf 6,3 Bolivar pro US-Dollar sinken. Das war´s, mehr braucht es in Venezuela zu einer Währungsabwertung nicht.

Seit dem Jahr 2003 ist dies die fünfte Währungsabwertung in Folge, wodurch die Venezolaner nun  erneut durch die Politik vor vollendete Tatsachen gestellt werden. Ihnen bleibt nichts anderes als dabei zuzuschauen, wie ihrer Landeswährung immer mehr die Kaufkraftpuste ausgeht. Laut eines Bloomberg-Berichts sind US-Dollars in Venezuela nur noch schwer zu erstehen, weshalb der inoffizielle Wechselkurs auf dem Schwarzmarkt bereits auf über 18 Bolivar pro Greenback geschossen ist.

Hintergrund der erneuten Währungsabwertung ist mehr als eine Verdopplung des staatlichen Haushaltsdefizits, das in 2012 auf 11% in Relation zum BIP kletterte. Wenn Venezuela etwas auf den globalen Märkten zu verkaufen hat, dann ist es natürlich Rohöl. Da der Regierung ab sofort mehr Bolivars für den Export von Öl in ihr Staatsköfferchen fließt, lässt sich das Staatsdefizit auf nominaler Basis kurzfristig in den Griff bekommen. Doch zu welchem Preis? Auf realer Basis führt die deutliche Währungsabwertung zu massiven Problemen unter Unternehmen und privaten Verbrauchern des Landes.

Da Venezuela neben dem Ölsektor kaum nennenswerte Industrien betreibt, müssen fast alle Güter des täglichen Bedarfs aus dem Ausland importiert werden, wodurch die heimische Inflation sehr wahrscheinlich weiter angeheizt wird. Alternative wäre ein drastisch sinkender Import wichtiger Konsumgüter, wodurch es jedoch zu Versorgungsengpässen in der Bevölkerung kommen könnte. Unangenehmer Nebeneffekt der erneuten Abwertung ist nämlich, dass der Bolivar immer mehr an Kaufkraft verliert.   

Es zwickt jedoch auch noch an ganz anderer Stelle. Nicht nur in Venezuela aktive Unternehmen, sondern auch dessen internationale Bondanleger werden quasi teilenteignet, da deren Investitionen auf Bolivar-Basis nun deutlich weniger wert sind als zuvor. Die Cashreserven der Firmen sind über Nacht 32% weniger wert, bei einer Inflationsrate, die Ende 2012 bereits bei über 20% lag. Ein Bericht der Tageszeitung La Nacion zeigt, dass ein Ansturm der Bevölkerung auf Kaufhäuser und Geschäfte bereits begonnen hat.

Die Löhne und Gehälter der venezolanischen ArbeitnehmerInnen werden nicht im selben Ausmaß wie die Abwertung des Bolivar steigen, wenn überhaupt. Aus diesem Grund versuchen sich die Verbraucher lieber jetzt noch wichtige Waren und Produkte zu sichern, bevor die Preise für Importgüter auf breiter Front abheben werden. Diejenigen, die Ersparnisse in Landeswährung haben, hauen sie jetzt in einer Art Crackup-Boom auf den Kopf. Schließlich lässt sich nicht voraussagen, wie lange das reichhaltige Warenangebot in Supermärkten und Kaufhäusern noch Bestand haben wird.

Daneben ziehen vor allem in Venezuela aktive Unternehmen aus dem Ausland lange Gesichter. Schon seit Monaten ist es den Firmen nicht gestattet, ihre Gewinne ins Ausland zu transferieren. Resultat ist, dass sich Gewinnbeträge von umgerechnet  mehr als $13 Milliarden auf venezolanischen Konten angehäuft haben, die nach der Währungsabwertung plötzlich mehr als $4 Milliarden weniger wert sind. Venezuelas Beispiel zeigt, wie sich der Staat auf Kosten seiner Bürger und Unternehmen über die Währungsseite teilentschuldet.

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